Meldungen aus dem Bezirksverband Braunschweig
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Zweiter Filmabend im Gymnasium am Bötschenberg, Helmstedt

Einstimmung auf das Thema Erster Weltkrieg und die Exkursion nach Frankreich

Dienstag wurde die Reihe „Filmabend“ im Gymnasium am Bötschenberg fortgesetzt. Auf den Film „Mathilde – Eine große Liebe“ folgte nun die erste Verfilmung des Romans „Im Westen nichts Neues“ aus dem Jahr 1930. Dieser Film war stilbildend für das Genre Antikriegsfilm. Er zeigt die anfängliche Begeisterung junger Männer für Militär und Krieg und deren tiefe Ernüchterung in Anbetracht der Realität an der Front.

Für die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs „Geschichte sichtbar machen“ war der Film eine Offenbarung. Ein Film aus dem Jahr 1930 hatte zunächst Skepsis hervorgerufen – kann ein Film, der älter als 90 Jahre ist, technisch und darstellerisch überzeugen und dann noch in schwarz-weiß? Nach 128 Minuten war das Publikum überrascht und tief beeindruckt: „Die gute Bildqualität des Films hat uns überrascht. Er zeigt nicht nur eine Perspektive auf die Ereignisse und die Aufnahmen selbst sind sehr realistisch“, sagten Mara Tietz und Julia Neumann.

Neben den Schülerinnen und Schülern waren zahlreiche Mitglieder des Volksbunds aus dem Kreisverband Helmstedt erschienen, unter ihnen auch die Landtagsabgeordnete Veronika Bode, Beisitzerin im Landesvorstand des Volksbunds. Der Kreisverbandsvorsitzende, Landrat Gerhard Radeck, dankte den Schülerinnen und Schülern für das Engagement, im Rahmen ihres Seminarfachs, zwei Geschichts- und Erinnerungstafel für den St.-Stephani-Friedhof zu erarbeiten. Er unterstrich die Wirkung der Bildungsarbeit: Eine Studienfahrt an die Orte des Geschehens des Ersten Weltkriegs, die Vorbereitung durch eine Filmreihe und schließlich die Auseinandersetzung mit den Folgen des Kriegs vor Ort zeige die Spannbreite der Bildungsarbeit des Volksbunds.

Gewiss, „Im Westen nichts Neues“ ist ein Spielfilm, die Verfilmung eines Romans – und dennoch zeigt er eine Realität des Ersten Weltkriegs: das massenhafte Töten und Sterben an der Westfront zwischen 1914 und 1918. Die Folgen sind noch heute zu besichtigen: Die riesigen Kriegsgräberstätten überliefern die Schrecken und Grauen, die der Film „Im Westen nichts Neues“ in Szene setzt.

Sonntag werden die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs „Geschichte sichtbar machen“ zur Studienfahrt in die Picardie und den Artois nach Nordost-Frankreich aufbrechen. Sie werden dort die Soldatenfriedhöfe und Denkmäler besuchen, die wie der Film „Im Westen nichts Neues“ nur eine Botschaft vermitteln: Nie wieder!

Auf dem Programm der Studienfahrt steht auch das kanadische Nationaldenkmal in Vimy. Es zeigt einen jungen Mann, der ein Schwert zerbricht. Wer würde dieser Botschaft nicht zustimmen?

Als das Denkmal 1936 eingeweiht wurde, war man sich sicher, dass es nichts Schlimmeres als Krieg gebe. Militärische Gewalt als Mittel zur Verteidigung von Frieden und Zivilisation war nach den Erfahrungen des Weltkriegs undenkbar geworden. Nur vier Jahre später, 1940, paradierte die Wehrmacht auf den Champs Elysées und die Deutschen errichteten in Frankreich ein Besatzungsregime, das die Deportation und Ermordung von 75.000 Menschen ermöglichte, die nicht in das nationalsozialistische Weltbild passten. Erst der erneute Einsatz von militärischer Gewalt brach die Herrschaft der Nationalsozialisten über Frankreich und Europa.

Was ist die „richtige“ Haltung gegenüber militärsicher Gewalt? Auf diese Frage wird niemand guten Gewissens eine eindeutige Antwort geben können. Aber ein Film wie „Im Westen nichts Neues“ bringt jeden zum Nachdenken und weckt produktiven Zweifel – und das ist schließlich das Ziel von Bildungsarbeit.

Dr. Rainer Bendick Bildungsreferent

Bezirksverband Braunschweig