Meldungen aus dem Bezirksverband Braunschweig
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Einweihung der Geschichts- und Erinnerungstafel in Geitelde

Erinnerung an den Bombenangriff vom 30. Januar 1944

Großes Interesse der Dorfgemeinschaft Geitelde an der Einweihung der Geschichts- und Erinnerungstafel.

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichkanzler ernannt. Gemeinsam mit den konservativen Feinden der Weimarer Republik schafften die Nationalsozialisten die Demokratie ab und entfesselten schließlich den Zweiten Weltkrieg. Auf den Tag genau elf Jahre später, gerade in dem Augenblick, als zur Mittagszeit im Radio Adolf Hitlers Rede zum Jahrestag der Machtübertragung gesendet wurde, kam der Krieg nach Geitelde: das Dorf wurde Ziel eines Luftangriffs. 23 Menschen starben, unter ihnen drei Zwangsarbeiter. Viele Häuser lagen in Trümmern.

Am 81. Jahrestag des Luftangriffs weihte die Dorfgemeinschaft Geitelde eine Geschichts- und Erinnerungstafel ein. Sie erklärt das Schicksal der Toten, aber auch wie die Nationalsozialisten den Tod der deutschen Menschen für ihre Zwecke nutzten, um rassistischen Hass gegen die Kriegsgegner zu schüren. Von den getöteten Zwangsarbeitern war damals keine Rede. Sie wurden am äußersten Rand des Friedhofs bestattet. Heute sind alle Gräber zu einem Gedenkensemble zusammengefasst. Die Geschichts- und Erinnerungstafel sorgt nun dafür, dass die Geschichte, die mit diesem Gräberfeld verbunden ist, sich den Friedhofsbesuchern erschließt. Über einen QR-Code auf der Tafel können zukünftig Zeitzeugenberichte und andere Dokumente zum Bombenangriff und zum Kriegsgeschehen in Geitelde abgerufen werden. Auf der Rückseite der Tafel befindet sich ein Dorfplan, der zeigt, welche Häuser getroffen wurden. Zeitgenössische Fotos dokumentieren die Zerstörungen.

Der Ehrenvorsitzende des Bezirksverbands Braunschwieg Walter-Johannes Herrmann hat die Tafel initiiert. Er eröffnete die Veranstaltung. Er betonte: „Kriegsgräber sind Orte der Erinnerung und zugleich Mahnmale zum Erhalt des Friedens. Neben den Grabplatten der deutschen Opfer erinnern zwei Grabsteine an zu Tode gekommene Zwangsarbeiter. Friedhofsbesuchern, insbesondere nachfolgenden Generationen, bietet die Geschichts- und Erinnerungstafel die Möglichkeit, das Geschehen vom 30. Januar 1944 zeitgeschichtlich einordnen zu können.“

Aus Herrmanns Worte sprach die tiefe Überzeugung, wie sehr das Format „Geschichts- und Erinnerungstafel“ eine Kriegsgrablage verständlich macht. Das unterstrich auch Dr. Ulf Hilger, der stellvertretende Fachbereichsleiter im Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig (er vertrat die erkrankte Kreisvorsitzende Prof. Dr. Anja Hesse), indem er daraufhin wies, dass die Auseinandersetzung mit dem Bombenkrieg den Blick auf die Gegenwart schärfen und Mitgefühl für Kriegsopfer wecken kann: „Wer sich heute mit der Geschichte seiner Familie oder seines Ortes im Bombenkrieg auseinandersetzt – wie hier in Geitelde mit der Tafel geschehen – der kann besser nachempfinden, was andere Menschen an anderen Orten erlitten haben und leider aktuell in der Welt erleiden.“

Pfarrer Steffen Werrer stellte seinen Beitrag unter das Bibelwort Johannes 14,27: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.“ Frieden betreffe eben nicht nur das Verhältnis zwischen den Staaten, erklärte er, sondern auch das Verhalten eines jeden Menschen, das frei von Missgunst und Furcht gegenüber seinem Nächsten sein solle.

Walter-Johannes Herrmann beschloss die Veranstaltung mit dem Totengedenken. Dessen letzter Satz:

„Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

gibt die beste Antwort auf den doppelten 30. Januar – 1933 und 1944.

Kriegsgräber wie in Geitelde zeigen wohin es führt, wenn Rechtsradikalen und Nationalisten Macht übertragen wird und welches Leid Krieg den Menschen bringt – zu allen Zeiten, in allen Ländern.

Dr. Rainer Bendick Bildungsreferent

Bezirksverband Braunschweig