Die Grabstätte sieht aus wie ein großes Familiengrab. Nichts deutete bislang darauf hin, dass an diesem Ort 23 Zwangsarbeiter beerdigt worden sind. Ein Projekt der Carl-Gotthard-Langhans-Schule aus Wolfenbüttel, der berufsbildenden Schule des Landkreises Wolfenbüttel, schafft nun endlich Aufklärung.
Schülerinnen und Schüler aus den Bereichen Sozialpädagogik, Wirtschaft, Technik und Holztechnik haben über die Zwangsarbeit im Erztagebergbau der Haverlahwiese geforscht und den Text der Tafel verfasst. Das geschah im Rahmen des Politikunterrichts der Lehrer Paul Schumann, Udo Hillert und Alexander Kohl. Das Stahlgestell wurde von der Berufsfachschule Metalltechnik gefertigt. Und sogar die Finanzierung der Tafel speiste sich aus dem Engagement der Schülerinnen und Schüler: aus dem Preisgeld des Sally Perell Preises des VW-Werks Braunschweig. Die Carl-Gotthard-Langhans-Schule erhielt den Preis vor zwei Jahren als Auszeichnung für die Geschichts- und Erinnerungstafel, die die Schule für Opfer des Nationalsozialismus auf dem Friedhof Lindener Straße in Wolfenbüttel erarbeitet hatte.
André Beims, Bürgermeister von Haverlah-Steinlah, dankte den Schülerinnen und Schülern für ihr Engagement und für die Aufwertung, die der Friedhof durch die Tafel bekommen habe. Der Bürgermeister der Samtgemeinde Baddeckenstedt Frederik Brandt stellte das Schicksal der Opfer in den Mittelpunkt. Ein Drittel von ihnen war jünger als 21 Jahre, mithin in dem Alter der Schülerinnen und Schüler. Sie lebten unter heute unvorstellbaren Bedingungen und starben an „allgemeiner Schwäche“ oder wurden wie der achtzehnjährige Gregoryi Leszenko „auf der Flucht erschossen“. Die Tafel sei ein Beitrag, diese Vergangenheit nicht zu vergessen.
Die beiden Abgeordneten des niedersächsischen Landtags, Jan Schröder und Marcus Bosse, griffen diesen Gedanken auf: „Die Geschichts- und Erinnerungstafeln des Volksbunds halten die Geschichte lebendig, damit das, was war, nicht in Vergessenheit gerät.“ Die Beschäftigung mit den Einzelschicksalen mache die verbrecherische Natur des Nationalsozialismus offensichtlich. Damit werde auch ein Beitrag geleistet, der Verharmlosung der nationalsozialistischen Diktatur oder Forderungen nach einer Wende in der Erinnerungskultur entgegenzuwirken.
So haben auch die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit verstanden. Melissa Köpp, Jonas Rabe, Johann Hampel und Arjen Naujok erklärten: „Diese Gedenktafel ist nicht nur ein Stück Metall – sie ist ein Zeichen der Erinnerung und Verantwortung. Wir dürfen die Vergangenheit nicht verdrängen, sondern müssen sie als Mahnung verstehen. Jeder von uns kann etwas tun: indem wir uns informieren, uns für Menschenrechte einsetzen und uns gegen Hass und Ausgrenzung stellen. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Fehler der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten – und dass wir sie niemals wiederholen.“
Stellvertretend für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler erklärten Melissa Köpp, Jonas Rabe, Johann Hampel und Arjen Naujok warum sie sich in dem Projekt des Volksbunds engagiert haben: „Wir dürfen die Vergangenheit nicht verdrängen, sondern müssen sie als Mahnung verstehen. Jeder von uns kann etwas tun: indem wir uns informieren, uns für Menschenrechte einsetzen und uns gegen Hass und Ausgrenzung stellen.“
Der Ehrenvorsitzende des Bezirksverbands Braunschweig, Walter Johannes Herrmann, schloss die gut besuchte Veranstaltung mit dem Totengedenken.